Käthe Leichter




Käthe Leichter, geboren am 20.8.1895, studiert zunächst Staatswissenschaft in ihrer Heimatstadt Wien. Da sie dort als Frau nicht zu den Abschlußprüfungen zugelassen wird, wechselt sie im Herbst 1917 nach Heidelberg, wo sie sich einem Kreis aktiver sozialistischer Studenten anschließt und außerdem 1918/19 promoviert wird. Als Kriegsgegner und Sympathisanten der russischen Oktoberrevolution zu Aktionen in Deutschland aufrufen, weisen die deutschen Behörden Käthe Leichter aus Deutschland aus. Seit November 1918, nach Ausrufung der österreichischen Republik, ist sie aktiv in der Sozialdemokratischen Partei und engagiert sich besonders für die Rechte der arbeitenden Frauen. Als Jüdin und prominente Sozialistin ist sie nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich sehr gefährdet, kann sich jedoch wegen ihren Kindern und ihrer Mutter nicht entschließen, ihrem Mann ins Schweizer Exil zu folgen. Sie bereitet für alle die legale Ausreise vor, durch Gestapo-Spitzel wird jedoch ihr Plan verraten, und am 30.5.1938, dem geplanten Abreisetag, verhaftet die Gestapo ihre Mutter. Als diese Käthe Leichter telefonisch darüber informiert, eilt sie zu ihr und läßt sich ebenfalls verhaften. Ihre Söhne können durch die Hilfe von Freunden ins Exil gebracht werden. Verurteilt zu einer Gefängnisstrafe, wird sie im Januar 1940 nicht entlassen, sondern in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Dort muß sie schwere Arbeiten im Straßenbau verrichten und Ziegelsteine auf Schiffen verladen. Sie ist auch hier, soweit möglich, politisch aktiv, organisiert illegale Feiern und schreibt gemeinsam mit Hertha Breuer ein Theaterstück. Im Rahmen der sogenannten Aktion 14 f 13 wird sie im Januar 1942 zusammen mit vielen anderen, vor allem jüdischen Frauen nach Bernburg verschleppt und dort mit Gas ermordet.

Constanze Jaiser


Stimmen aus Ravensbrück   © Pat Binder